Werner Friedrich

* 1931

  • „Drei bis vier Stunden mussten wir zu Fuss gehen. Dann haben wir das erste Dorf erreicht, aber es war so, dass es schon finster wurde, und auch wir selber - ich war ja der Älteste mit vierzehn Jahren, alle Brüder waren jünger, der Kleinste war ein Baby im Kinderwagen - wir haben im Strassengraben übernachtet, diese erste Nacht. Sind dann weiter zum ersten Dorf, zum zweiten Dorf, usw. , weil das ja auch für die Einwohner in den Bauerndörfern ein regelrechter Überfall war, die wussten ja mit uns gar nicht wohin. Es gab keine organisierte Verpflegung, keine organisierte Unterkunft, konnte ja gar nicht sein. So haben wir uns als Familie durchgequällt. Wir sind betteln gegangen, und wenn es nichts gab, weil die Leute, die Bauern auch überfordert waren - das hat sich schon über Tage und Wochen hingezogen - dann haben wir mal auch auf dem Feld Kartoffeln ausgegraben, ein Feuer gemacht, schnell etwas gekocht, also es war ein regelrechtes Zigeunerleben.“

  • „So war das, am Kriegerdenkmal standen vier oder fünf Fuhrwerke, Pferdegespanne, dort mussten alle sich aufsetzen, die in der zweiten Etappe der Vertreibung aus Halbehaupt kamen, und das war in anderen Dörfern genauso, vorgesehen waren. Wir waren auf den Fuhrwerken bis zum Bahnhof nach Niemes gefahren. Am Bahnhof in Niemes, der abgesperrt war, wurde verlangt, auf die dort aufgestellt Güterwagen, und zwar waren das Wagen, in den vorher Kohle befördert wurde, zu steigen. Das war im Laufe des Vormittages. Und bevor das geschehen konnte, standen hüben und drüben an der Absperrung tschechische Soldaten, die Säcke aufgehalten haben, und es wurde befolhen, alle Wertgegenstände, die man noch hat, alle Dokumente, alle Sparkassenbücher, Besitzurkunden da in diese Säcke zu werfen. Es wurde auch scharf beobachtet. Dann mussten die dort Antransportierten, das waren nicht nur Halbehaupter, sondern auch von vielen anderen Dörfern, nicht nur von Oberdörfern, sondern auch von Niemes selbst, die mussten dann diese Güterwagen besteigen. Dort standen wir bis in den späten Nachmittag, bis sich dann der Zug in Bewegung setzte, die Nacht durch fuhr, immer wirder stehen blieb. Es war so, dass auch eine Atmosphäre der Angst erzeugt wurde, weil die Lokomotiven rutschten auf den Gleisen, die Funken wurden dann geblasen, es gab Brandflecken, es entstand eine regelrechte Atmosphäre der Angst und der Bitternis, und natürlich kam dazu, es wurde ja verboten auszusteigen, es waren kleine Kinder mit in den Wagen und es entstand eine echte Atmosphäre der Katastrophe. Das war eigentlich ein ganz schlimmes Erleben, das vielleicht objektiv war, weil es nicht anders ging, aber vielleicht auch subjektiv herbeigeführt wurde.“

  • „Mit einem Satz gesagt: Es ist nichts Böses passiert. Das macht uns Halbehaupter ein bisschen stolz. Die überwiegende Mehrheit des Ortes waren Deutsche, aber es gab auch einige tschechische Familien. Und es gab auch welche, die in diesen Tagen weggefahren sind, einen Wagen gepackt haben, und weggefahren sind. Aber das waren drei Familien, die erst viel später aus dem Grund, überhaupt Schulkinder für die neu gegründete tschechische Schule zu haben, nach Halbehaupt kamen. Amsonsten verlief das Jahr 1938 unter grosser Friedfertigkeit. Es gab natürlich schon Freude oder Trauer, aber es ist nichts Böses passiert – es ist keiner geschlagen worden, es ist keiner verdroschen worden, 1938. Obwohl man dazu sagen muss, dass die Freude unter den Deutschen zum Deutschen Reich zu gehören, sehr gross war. Auf der anderen Seite doch nicht sehr lange angehalten hat, weil sich sehr bald die Kehrseite der Naziregierung zeigte.“

  • Celé nahrávky
  • 1

    Rehau, 09.09.2019

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  • 2

    Rehau, 10.09.2019

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  • 3

    Dresden, 15.06.2021

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Kde stály naše rodné vesnice, vznikl později vojenský prostor Ralsko

Familie Friedrich 1936
Familie Friedrich 1936
zdroj: pamětník

Werner Friedrich se narodil 16. listopadu 1931 jako nejstarší syn obuvníka Heinricha a krejčové Elsy ve vsi Palohlavy (Halbehaupt) nedaleko Mimoně. Obec patřila k tzv. Horním vsích (Oberdörfer), kde převažovalo německy hovořící obyvatelstvo, i když většina lidí se dokázala domluvit i česky. Během třicátých let otec Heinrich Friedrich změnil zaměstnání a stal se obchodníkem se zemědělskými a jinými stroji. Po roce 1938 se dokonce stal starostou vesnice, s českými a smíšenými rodinami, kterých bylo v obci hodně, vycházeli dobře. Otec sice vstoupil do SS, později toho však litoval a nechal se naverbovat do německé armády, přestože jako starosta nemusel. Do rodiny postupně přibývali další synové, nejmladší se narodil až 1. dubna 1945 a otec ho již nikdy nespatřil. Odsun německých obyvatel byl v Palohlavech divoký, nastal hned v létě 1945. První vlna přišla 11. června a druhá vlna 25. července, ta se již týkala rodiny Friedrichových, tedy matky, skoro čtrnáctiletého Wernera, téměř jedenáctiletého Ericha, sedmiletého Heinze a dvou a půl měsíčního kojence Dietera. S sebou si směli vzít jen to, co unesli, transport z nádraží v Mimoni k německé hranici probíhal v otevřených vagónech na uhlí. Přes hranice je pěšky hnali vojáci československé armády, za hranicí je ponechali jejich osudu. Asi čtyři týdny se matka s dětmi protloukala po okolních vsích, pak se přes Drážďany dostali do uprchlického tábora Graupa a odtamtud nakonec do obce Unterpaissen. Až po dvou letech je kamarád otce převezl do Plauen, kde se usadili nadobro. Rodina nikdy nedostala žádnou zprávu, co se stalo s otcem. Werner Friedrich se nejprve vyučil pekařem, aby zajistil rodině alespoň nějaké peníze a chléb. Později se stal učitelem, dálkově vystudoval dějepis a němčinu. Po sjednocení Německa se stal školským radou v Sasku. Odsunem skončilo jeho dětství, stále ho to však táhlo tam, kde se narodil. Brzy se sice dověděl, že Palohlavy a většina dalších Horních Vsí se stala součástí vojenského prostoru Ralsko, po roce 1993 sem pak často jezdil s dětmi i vnuky. Založil také krajanský spolek a spolupracoval s českými přáteli, každoročně jezdil na Náhlovské slavnosti.