Margaretha Hecht

* 1935

  • „Den Vater haben wir in Linz getroffen, dort hatten wir eine um zehn Ecken Verwandtschaft, dort waren wir noch zwei Tage und von dort sind wir dann mit dem Zug über Eferding nach Scharten gefahren. Zu diesem Bauer, da sind wir genau am 5. Dezember angekommen. Dort haben wir dann bis 1949 gelebt. In einem Raum. Zuerst mit allen, mit den Grosseltern zusammen, aber die Grossmutter wollte dort nicht bleiben, die ist dann wieder nach Linz zurück ins Lager gegangen mit dem Grossvater. Dort ist sie 1947 gestorben, die hat das nicht verkraftet. Sie hat immer geglaubt, sie kommt noch nach Hause. Sie wollte ja schon von Freistadt nicht weg, sie hat geglaubt: Da kann ich wieder gleich nach Hause, wenn es wieder offen ist, die Grenze.“

  • „Und da muss meine Mutter schon Kontakt mit dem Vater gehabt haben, eben durch die Familie, die bei uns gewohnt hatte, und hat sich für Österreich entschieden. Da sind wir mit einem LKW, das war am 27. November mit einem offenen LKW, ich glaube, das war ein tschechischer, bis Freistadt gebracht worden. Ich weiss nicht, was wir da alles mitnehmen durfen, auf jeden Fall nur mit Handgepäck. In Freistadt wurden wir abgeladen, wir hatten dort Bekannte, bei denen konnten wir übernachten, am nächsten Tag ging es dann mi teinem russischen LKW nach Linz, und da sind wir wieder auf der Strasse gestanden. Da haben uns zwei drei Nächte wildfremde Leute mit nach Hause genommen zum Schlafen. Ich weiss nicht, vielleicht hat meine Mutter Geld mitgehabt, hat sie denen etwas gegeben, das weiss ich aber nicht genau, als Kind habe ich mich nicht gekümmert drum. Haupsache ich habe was zum Essen gehabt und ich war bei meinen Eltern und die Grosseltern waren ja auch dabei. Die Mutter, die Grosseltern, mein Bruder und ich waren das. Und irgendwie sind wir dann über die Demarkationslinie, über die Brücke in Linz gekommen, mit Bekannten, die haben da geschwindelt mit Ausweisen und so, da hat der Vater schon auf uns gewartet, und dann sind wir nach Scharten eben zu der Familie, die früher bei uns gewohnt hatte, die hat uns einen Bauern vermittelt. Da haben wir vier Jahre gewohnt.“ „Matka už musela být s otcem v kontaktu, právě díky rodině, která dřív u nás bydlela, a rozhodla se tedy pro Rakousko. Tak nás 27. listopadu odvezli náklaďákem do Freistadtu, byl to otevřený náklaďák, myslím, že český. Nevím už, co jsme si směli vzít s sebou, v každém případě jen příruční zavazadla. Ve Freistadtu nás vyložili, měli jsme tam známé, u kterých jsme mohli přenocovat, a další den cesta pokračovala ruským náklaďákem do Lince, kde jsme zase stáli na ulici. Dvě nebo tři noci jsme přespali u úplně cizích lidí. Nevím, ale možná měla matka u sebe nějaké peníze, které jim za nocleh dala. Jako dítě jsem se o nic nestarala, hlavně, že jsem byla s rodinou a měla co jíst. Byli jsme matka, prarodiče, bratr a já. Nějak jsme se potom dostali přes demarkační linii na mostě v Linci, spolu se známými, kteří švindlovali s průkazy. Tam už na nás čekal otec a společně jsme odjeli do Schartenu k té rodině, která u nás kdysi bydlela a která nám zajistila ubytování u jednoho sedláka. Tam jsme bydleli další čtyři roky.“

  • Klip 1 – 0:22:40 – 0:25:10 „Es sind nur mal Horrormeldungen gewesen, dass sie jemanden gefangen genommen haben, die wurden geschlagen. In der früheren alten Bürgerschule, wie sie es genannt haben, in Kaplitz sind die Deutschen da gefangen gewesen. Und die wurden da also nicht gut behandelt. Das habe ich nur so mitgekriegt, als es die Erwachsenen erzählt haben. Dann hat es wieder geheissen, es musste welche weg und die sind nach Budweis gebracht worden, ins Gefängnis und so, aber von meiner Familie weiss ich eigentlich niemanden, vielleicht wäre mein Vater dabei gewesen, wenn es da gewesen wäre, aber er war nicht da und meine Mutter hat sich nie mit denen abgegeben. Also die war da sehr einsam muss man sagen. Und ich habe dann Scharlach bekommen im Mai oder Juni 1945, und Scharlach war damals eine sehr ansteckende langwierige Krankheit. Da wurde vom Arzt auf unser Haus ein Schild gemacht: Infektion! Ansteckungsgefahr! Eintritt verboten! Jetzt kam eigentlich in unser Haus niemand rein ausser den Russen, dennen war es Wurst. Wir hatten die Kommandatur drinnen im Haus, und die Russen gingen ein und aus, aber es kam kein Tscheche ins Haus. Und das hat uns auch davor bewahrt, dass wir mit diesen ersten Transporten weg mussten. Wir sind erst Ende November dann von Kaplitz ausgewiesen worden. Und da durften wir schon sagen, wohin wir wollen, nach Deutschland oder nach Österreich.“

  • Celé nahrávky
  • 1

    Wels, Rakousko, 19.11.2023

    (audio)
    délka: 58:06
    nahrávka pořízena v rámci projektu The Removed Memory
Celé nahrávky jsou k dispozici pouze pro přihlášené uživatele.

I like to return to my native Kaplice, but I already consider Austria my home

Margaretha, 1941
Margaretha, 1941
zdroj: Pamětnice

Margaretha Hecht was born on 7 July 1935 in Kaplice, South Bohemia, as the first child of Karl and Maria Ruschak, German grocery store owners. Kaplice had a predominantly German-speaking population, but the children played together with the few Czech children. In 1938, the people of Kaplice welcomed the arrival of the German army with enthusiasm, and Margaretha´s mother Marie was one of the few who were clearly against it. Her father left for the German army in 1942, serving as a medic first in France, then in Russia and finally in Warsaw, from where he was evacuated by air to Czechoslovakia. He was released from the prison camp in Karlovy Vary to Austria, where his family had relatives and friends. In November 1945, his mother and her children and grandparents also made it to Austria, and the family lived in one room on a farm in the tiny village of Scharten near Eferding. Both parents worked on the farm at first, and later the father found work in Wels near Linz, where the family settled after four years. Here, Margaretha Hecht attended the business academy and became a stenotypist at Knorr. Later she worked in this company as assistant to the head of the marketing department. She married in 1961 and adopted her only child in 1969. She first came to Kaplice at the end of the 1950s, when she and her parents acquired Austrian citizenship. The first return was sad and painful, but later she realized that those who went to Austria had a better life than those who stayed in Czechoslovakia. She returned to Kaplice often and gladly, even though she considered Austria her home.