Heinz Sattler

* 1933

  • "Wir sind in den Wagen rein, wir sind nach Eger gekommen, erstmal ins Lager. Was haben wir Jungen gemacht? Wir haben unsere… gut, ich hatte den Rucksack hinten noch drauf, der war so schwer, da bin ich einmal umgefallen. Und dann, dann hatte ich meine Briefmarkensammlung. Die hatte ich in lauter kleine Tütchen vom Backpulver und Backzucker und so weiter und die hatte ich hier oben drinnen. Und da sind wir ja alle noch mal kontrolliert worden. Die Frauen, gegen Wertgegenstände. Und da hat er wirklich da reingegriffen und hat gesehen, dass es Backpulver scheinbar ist und ich konnte meine Briefmarkensammlung mit drüben nehmen. (...) Aber in dem Lager, das ist so typisch, Kinder… Was haben wir gemacht? Wir haben unsere Jacken hingelegt, haben ein Tor gebildet und haben Fußball gespielt. So weit, wie es möglich war...“

  • "Es kamen ja immer wieder Partisanenverbände, die nach deutschen Wehrmachtsteilnehmern suchten. Und mein Vater war bei der Luftwaffe. Und meine Mutter hatte auf dem Nachtschränkchen ein Bildnis mit der Uniform des Vaters. Und diese Fliegeruniform war genauso dunkel, wie die von der SS. Und dieser Mann kam, ein Riesenkerl. Der kam fast in unsere Stubentür nicht rein. Und er sah das Bild. SS! Und dann wollte er uns zwei Jungen sofort… Ja, wo er uns hin transportiert hätte, wissen wir nicht. Und dann ist meine Mutter auf die Knie gefallen vor diesem Riesenkerl und hat versucht zu erklären, dass das kein SS, das es Flieger ist. Und dann saß letztlich der Mann, ich vergaß das gar nicht, saß er bei uns am Tisch und hat geheult wir ein Schlosshund und hat eben erklärt. Diesen Hass hatte er in seinem Herzen gegen alle Kinder von SS Angehörigen, weil sie seine Frau derart geschändet haben, dass eben diese unbändige Rache in ihm vorhanden ist."

  • "Darf ich Ihnen auch mal was sagen? Was mich auch im Zusammenhang mit unserer Rundreise unwahrscheinlich beeindruckt hat? Dieses entvölkerte Land. Diese riesigen Ackerflächen. Wenn Sie bei uns sind, wo ich jetzt wohne, in Hessen, da wissen Sie gar nicht wo Sie aus einem Dorf rauskommen und kommen ins nächste rein. Und über Kilometer können Sie fahren, da kommen Sie aus dem Siedlungsgebiet, aus den ländlichen Gebieten, überhaupt nicht mehr raus. Und hier? Sie meinen, Sie fahren nur durch Naturschutzgebiet. Wo sind die Menschen? Man sagt, es sind hier über 200 Dorfer eingeebnet worden, aber wem gehört der Boden? Es ist ein wunderschönes Land. Herrlich. Aber wem gehört der Boden nach der Kolchosenwirtschaft und wo sind die Menschen? Das Land – es kommt einem vor, als wenn es entvölkert wäre. Es ist Schade, Schade…"

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    Plesná, 04.09.2022

    (audio)
    délka: 01:08:04
    nahrávka pořízena v rámci projektu The Removed Memory
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Když dnes projíždím rodnou krajinou, jako bych jel přírodní rezervací. Kam se poděli lidé?

Heinz Sattler, Plesná 2022
Heinz Sattler, Plesná 2022
zdroj: Post Bellum

Heinz Sattler pochází z Plesné u Františkových Lázní, kde přišel v roce 1933 na svět do německé rodiny. Vybavuje si nacistickou propagandu během školní docházky za války, kdy byly tehdejší Sudety součástí Německé říše. Jeho otec Johann Sattler v té době narukoval do wehrmachtu. Ke sklonku války byla Plesná ostřelována ze dvou stran, jak ustupující německou, tak blížící se americkou armádou. Po osvobození a odchodu americké armády z Plesné čelilo německé obyvatelstvo projevům poválečné pomsty, v obci vládli tzv. „partyzáni“. Němci nosili pásky na rukou, měli krácené potravinové lístky, děti nechodily do škol. Dům rodiny Sattlerovy zabrala česká rodina, se kterou po nějakou dobu soužili pod jednou střechou. Odsunuti do americké zóny okupovaného Německa byli v květnu či v červnu 1946 v dobytčácích, předtím pobývali v chebském internačním táboře. V době natáčení rozhovoru (2022) žil Heinz Sattler v hesenském Eichenzellu, tedy v hustě zalidněné oblasti. Při průjezdu krajinou jeho dětství ho fascinuje, jak je vylidněná.