Werner Grubeck

* 1952

  • „Ja, die Grenzen waren auf einmal geschlossen. Es war wie früher. Ich habe mir gesagt, warum sie damals überhaupt den Stacheldraht entfernt hatten. Jetzt wäre es besser, wenn er hier wirklich wäre. Es enthüllen sich wirklich interessante Sachen in dieser Zeit von „Corona“. Am Ufer des Flusses Lužnice auf der tschechischen Seite wuchsen große Schilder mit Telefonnummern von Vietnamesen, bei welchen sich die §osterreicher Zigaretten bestellen und die Vietnamesen warfen diese ihnen über den Fluss auf die andere Seite.“

  • „Damals war die Vindobona die beste Zugverbindung über Gmünde, České Velenice, Prag bis nach Berlin. Kontrolliert vom Zugführer aus Ostdeutschland. Es war ein ganzer Zug, nicht nur ein Wagenzug. Ich war dort als sogenannter LOCE – wir mussten als österreichische Zugführer diese begleiten, da die Signalisierungen nicht gleich waren. Das österreichische war anders zum Tschechischen. Wir mussten diesen Fahrern sagen, was welche Signale bedeuteten: z.B. stehen bleiben oder fahr langsam und ähnliches. Ich bin in Wien zu diesem Fahrer, welcher Deutsch sprach, dazu gestiegen, er sagte sofort: „Kollege, hast du die Kronenzeitung? (Damals in Österreich die Klatschpresse schlechthin), gib sie mir.“, bis nach Gmünde las er diese…“

  • „Die Fußballspieler kamen zu uns nach Österreich und spielten mit uns. Da die Sportvereine mehrere Vorteile hatten, dass wussten wir. Es geschah eine interessante Sache, es kam ein Funktionär und sagte uns:“ ich habe 500 Schilling und will mir eine schöne Uhr kaufen...“ wir waren verwundert, woher hatte er 500 Schilling? Das ist doch sehr viel Geld, was wir gehört hatten. Angeblich hatte er diese gespart und hatte sich im Endeffekt die Uhr gekauft.“

  • „Einmal fuhren wir nach Budějovice aufgrund der Einladung eines Fußballvereines. Die Grenzkontrolle war eine Katastrophe. Wir mussten aussteigen, sie kontrollierten den Fußboden des Autobusses, haben die Stufen abgeschraubt… es war interessant, dass sie uns sagten, wir sollten uns hüten, dass die österreichischen Bürger nicht nach Tschechien gingen…“

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    Nové Hrady , 12.08.2020

    (audio)
    délka: 01:09:27
    nahrávka pořízena v rámci projektu  Stories of the Czech-Austrian Borderland KPF-01-210
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Maschinenführer am Eisernen Vorhang

Před odvodem k bundeswehru
Před odvodem k bundeswehru
zdroj: Archiv W.Grubeck

Werner Grubeck wurde am 14.März 1952 in Gmünde in Österreich geboren. Seine Familie wohnte bis zum Ende des zweiten Weltkrieges in České Velenice (Deutsche Unterwilans). Sein Vater lehrte in der örtlichen Eisenbahnwerkstatt, danach rückte er an die Front an und wurde verletzt. Nach dem Ende des Krieges mussten seine Mutter, Großmutter und sein Vater nur mit persönlichen Sachen in einer Holzkarre vor der Abschiebung nach Österreich fliehen. Werner Grubeck lehrte das Zugführen und arbeitete sein Leben lang bei der österreichischen Eisenbahn als Maschinenführer, er fuhr somit oft an der Tschechisch- Österreichischen Grenze lang. Er war mehrmals indirekter Zeuge von versuchten Fliehversuchen. Seine Lebensleidenschaft war und ist Sport. Als junger Fußballer hatte er die Möglichkeit mit tschechoslowakischen Spielern wie Ladislav Vízek, Antonín Panenka und Frantíšek Cipro zu spielen. Nach der Revolution im Jahr 1989 organisierte er das erste Freundschaftsspiel zwischen Tschechien und Österreich eher zwischen Český Velenice und Gmündem. Ein halbes Jahr später wurde er sogar der Trainer der tschechischen Fußballer. Heute ist er großer Eishockeyfan der Tschechen und des Klubs HC Motor České Budějovice. Den Süden Tschechiens entdeckt er gerne in der Rolle des aktiven Fahrradfahrers. Seine Tochter besucht die Handelsakademie in Gmünde, welche auch von tschechischen Studenten besucht wird. Den Eisernen Vorhang und der nostalgische Schmuggel von Zigaretten ließen ihn im Frühling 2020 in Erinnerung bringen, dass hermetische Schließen der Grenzen dank der „Coronavirus Pandemie“.