„Es war bekannt, dass diese und jene Person mit einem bestimmten Nummernschild durchfahren wird. Bei der Zollkontrolle sollte ein Auge zugedrückt werden.“
Vladimír Frenzl war ganze sechsundzwanzig Jahre lang an der tschechoslowakisch-deutschen Grenze als Zollbeamter tätig, zuerst in Rozvadov und ab dem Frühjahr 1989 in Železná Ruda. “Die meisten Leute an der Grenze waren Kommunisten, ich war nicht in der Partei und wollte es auch nicht sein”, beschreibt die Umstände des Dienstes an der schwer bewachten „Linie“ und erwähnt die ständige Überwachung durch die gefürchtete kommunistische Staatssicherheit. Er erinnert sich, wie er wegen eines großen Vorkommnisses, bei dem sogar der Direktor der Zollverwaltung verhaftet wurde, zum Verhör musste. “Alle wussten, dass es Missstände gibt und dass bestimmte Leute Privilegien haben und einschmuggeln können, was sie wollen.” Bei einem anderen Verhör ging es um eingeschmuggelte Bibeln. “Ich habe einfach nicht nach ihnen gesucht, aber irgendjemand muss das später angezeigt haben. Während des Verhörs habe ich ziemlich scharf argumentiert, dass wir doch Religionsfreiheit haben und dass ich nicht weiß, warum Bibeln nicht durchgelassen werden sollten.” Laut Vladimír Frenzl haben seine Kollegen die Samtene Revolution abgelehnt.”Am Zollamt haben vierzig von uns gearbeitet. Und als die Pilsener Zollbeamten das Bürgerforum gründeten, traten aus Železná Ruda nur meine Frau und ich bei. Auch die Einwohner von Železná Ruda nahmen die Veränderungen angeblich mit Besorgnis wahr. Manche ertrugen es schwer, reagierten sogar mit Hass. Sie hatten Angst, dass die Deutschen ihr Sudetenland zurückhaben wollten. Text pochází z výstavy Paměť hranice (nejde o překlad životopisu). Der Text stammt aus der Ausstellung Das Gedächtnis der Grenze (es handelt sich nicht um Übersetzung der Biografie).