Edith Herta Maria Ekanayake

* 1943

  • "Dann waren also nur noch die zwei Frauen, die Großmama und die Mutter mit mir, und wir sind dann in den Keller gegangen am 8. Mai 1945 und haben da nicht lange verharrt, man wußte nicht, erstmal hat sie noch gefragt am Telefon, warum sollen wir in den Keller? Einige Sekunden der Stille und dann hat der Hausmeister gesagt: die russische Armee kommt nach Prag. Na ja gut und dann waren wir wohl eine halbe Stunde im Keller und da waren zwei gepackte Koffer, so Militärkoffer die heute noch in meinem Besitz sind, mein Großvater hatte so feste Vulkanfibrekoffer, auf denen waren sie dann auch in dem Internierungszug gesessen, also festes Material. Und dann wurden sie hinausgetrieben aus dem Keller nach einer halben Stunde und ich weiß noch meine Großmama, die wohl auch einen dieser Koffer schleppte, ist nicht schnell genug gegangen, sie war ja auch schon alt, dann hat man ihr in das Gesäß getreten, so daß sie an die Wand geflogen ist, sie sagte der Knöchel war... lange Zeit konnte sie kaum gehen. Also mit Gewalt ist sie herausgetreten worden auf die Straße. Meine Mutter mußte dann diesen aufgerissenen Pflaster, die waren ja nicht asphaltiert die Straßen, also die Pflastersteine, die zu zu einer Barrikade aufgeworfen waren wegen der Panzer die da kommen sollten, die mussten dann die Menschen, die da auf der Straße schon zum Teil waren und noch dazu kamen, in einer Schlange standen sie, die wurden dann weitergereicht die Steine, so das der Letzte den Stein wieder eingesetzt hat und so ging es reihum. Zwischendrinn mussten sie sich mit den Händen auf aufstellen und wieder flach in den aufgerissenen Straßendreck legen und wurden mit Eisenstangen traktiert. Meine Mutter hat mir erzählt, ein Blick, ein mitleidiger Blick auf mich - ich saß da mit aufgerissenen Augen, hatte so blonde Kringellocken und wusste wohl nicht was passierte - hat sie einen miteidigen Blick von einem Tschechen sie erhascht und hat ihm dann zugerufen, passen sie bitte auf mein Kind und meine Mutter auf und hat ihre goldene Armbanduhr heruntergenesstelt und ihm gegeben, wäre sowieso auch weg gewesen. Das war so ein Lichtblitz, dass muss ich dann später noch erzählen, sonst wäre ich heute vielleicht nicht mehr da, an die Wand hat man das manchmal auch gemacht, die Kinder an die Wand geschlagen in diesem Alter in dem ich war, oder ich wäre heute ein Tschechenmädel geworden."

  • "Am 5. Mai 1945 kamen zwei Abgesandte, welchen Dienstgrad die hatten weiss ich nicht, also zwei Menschen, um meinen Großvater Leo Tietze zu befragen, ob er Waffen hat. Mein Großvater war ein grosser Kunst- und Antiquitätensammler, und hatte alte Waffen, Helebarden oder auch Steinschlagwaffen die er gesammelt hat, das hat er gezeigt und auch eine Browning, die man ihm wohl abgenommen hat. Dann hat man ihn mitgenommen zu einem angeblichen Verhör, er sollte am selben Tag wiederkommen, er ist nie mehr wiedergekommen. Das war auch der Grund, weshalb meine Mutter und meine Großmutter natürlich in grosser Aufregung war bis zum 8. Mai. Mein Großpapa ist leider, wie wir dann über verschiedene Umwege später, als wir selber in verscheidensten, in 14 Lagern waren, haben wir dann mitgeteilt bekommen, dass Leo Tietze, Major Tietze, in Theresienstadt interniert war und zwar in der Festung Theresienstadt, und da umgekommen ist."

  • "Ich habe ein zwiegespaltenes Gefühl heute, wenn ich nach Prag komme. Jeder begeistert spricht von Prag, wie wunderschön die Stadt ist. Die Stadt, ja. Aber ich habe immer ungewollt ein Stachel im Herzen, weil ich auch an das denke, was uns da widerfahren ist und das war großes Unrecht, es war grausam, für meine Mutter und die Großmutter, furchtbar. Das war nicht das verlorene Hab und Gut, viele haben verloren im Krieg, Häuser sind vernichtet worden. Das, was man uns genommen hat, ist die Identität, dass man wer war. Meine Mutter war wer. Da, wo wir dann hingekommen sind, da waren wir dahergelaufene Haderlumpen."

  • Full recordings
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    Krnov, 27.06.2022

    (audio)
    duration: 02:04:57
    media recorded in project The Removed Memory
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K Praze pořád cítím pouto, ale při návštěvách mě bodá u srdce

Edith Ekanayake, Krnov 2022
Edith Ekanayake, Krnov 2022
photo: Natáčení

Edith Ekanayake se narodila v Praze v roce 1943. Události konce války a odsun německých obyvatel z Československa prožila tedy jako velmi malá. Rodina paní Ekanayake patřila k německým starousedlíkům v Čechách a její rodiče i prarodiče se za 1. československé republiky řadili k lepší pražské společnosti. V květnu 1945 pamětnice žila s matkou a jejími rodiči na pražské Letné, otec byl v té době na frontě. Rodina přišla nejprve 5. května o dědečka, který byl odveden k výslechu a už se nevrátil - po internaci na Strahovském stadionu zahynul v terezínské Malé pevnosti. 8. května 1945 ráno byly malá Edith s matkou a babičkou vyhnány ven na ulici pouze se dvěma evakuačními kufry. V následujících měsících matka s dcerou společně prošly údajně celkem 14 různými tábory v ČSSR i Německu, jejich jména ale paní Ekanayake nezná. Také o těžkých podmínkách, v jakých žily, ví pouze z vyprávění matky a babičky. Kvůli neustálému nedostatku jídla byla velmi podvyživená a matka s babičkou sháněly kůrky chleba nebo vyhozené kosti a vařily jí polévku. Ani po odsunu do Bavorska v květnu 1946 se ale jejich situace nejprve příliš nezlepšila. Ubytování dostaly u sedláka, u místních starousedlíků se také ještě po mnoho let setkávaly s nepochopením a odsuzováním. Edith Ekanayake říká, že se celý život vyrovnávala s následky tohoto období. Naučila se ale těžkosti překonat a žila úspěšný a aktivní život. Velmi ráda sportovala a hodně cestovala, několik let strávila na Srí Lance se svým tehdejším manželem, který odtamtud pocházel. Čechy navštěvuje pravidelně a cítí k celé zemi i zvlášť k Praze silné pouto. Říká ale, že tu zároveň vždy cítí osten v srdci, protože musí myslet na to, co se zde její rodině přihodilo.