Elfriede Weismann

* 1935

  • „Es ist egal, auf welcher Seite sie stehen. Die Heimat ist die Heimat, für jeden Menschen ist es das wichtigste, seine Wurzeln. Ich bitte immer Jungfrau Maria darum, dass die Generationen, welche nach uns kommen, ihre Heimat so schätzen wie wir sie schätzen. Das kann man nicht ignorieren. Wie auch ein Baum ohne Wurzeln nicht stehen kann, da ihm der Halt fehlt und er umfällt, so brauch auch ein Mensch seine Wurzeln. Das ist wichtig, das ist sehr wichtig. Jeder junge Mensch hat die Pflicht etwas zum Weltfrieden beizutragen. Jeder kann bei sich anfangen. Er sagt sich: Bei mir fängt der Weltfrieden an, erst danach sind die anderen dran. Der Mensch muss als guten Vorbild gehen. Das ist gar nicht leicht, aber wenn der Mensch sich bemüht, auch wenn es nur kleine Schritte sind, ist es ein guter Weg, oder? Einfach Zufriedenheit und Freundschaft bringen. Damit es uns allen gut geht.“

  • „Heute bin ich glücklich und zufrieden. Mit zunehmenden alter schätze ich meine Heimat immer mehr. Und wenn mich meine Gesundheit plagt, es mir nicht gut geht, setzte ich mich ins Auto und fahre ganz allein in den Böhmerwald. Ich befreie mich von der Last und komme zufrieden wieder zurück nach Hause. Und Gott sei Dank! Gott sei Dank, hat sich wieder alles so geändert. Ich kann gut leben. Sie haben mich in das Kalplicer Gymnasium eingeladen, vor vielen Jahren, ins Kino, er waren viele Studenten dort. Ich konnte über mein Leben berichten, auch über die Vertreibung und auch über mein Leben danach als wir nach Linz kamen. Linz war voller Staub und Asche lag drüber. Alles war zerstört, zerbombt. Wir mussten uns alle zusammentuen und es wieder neu erbauen.“

  • Mir war nicht bewusst, warum wir wegmussten. Weil wir Deutsche waren? Wir haben dich nichts gemacht. Das es um die Herkunft geht, ja, dass versteht man als kleines Kind nicht. Ich muss sagen ich war dann sehr… Ja ich fühlte Hass gegen die Tschechen, als ich in Linz war. Weil …- warum mussten wir von Zuhause weg? Warum durften wir nichts mitnehmen? Warum hatten sie uns alles genommen?“

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  • 1

    České Budějovice, 20.08.2020

    (audio)
    délka: 01:49:22
    nahrávka pořízena v rámci projektu  Stories of the Czech-Austrian Borderland KPF-01-210
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Wie auch ein Baum ohne Wurzeln nicht stehen kann, da ihm der Halt fehlt und er umfällt, so braucht auch ein Mensch seine Wurzeln.

Elfriede Weismann in Kaplice, 1930s
Elfriede Weismann in Kaplice, 1930s
zdroj: Archiv pamětníka

Elfriede Weismann ist am 18. Dezember 1935, im Südböhmischen Kaplitz (Kaplice), geboren. Beide Eltern waren deutscher Nationalität. Der Vater Friedrich Reich hatte in der ersten Republik die Wehrpflicht bei der Tschechoslowakischen Armee absolviert und beteiligte sich im Jahre 1938 an der Mobilisierung. Nach München fiel Kaplitz dem Deutschen Reich zu und so musste der Vater der Zeitzeugin zur Wehrmacht einrücken. Elfriede hat gemeinsam mit ihrer Mutter und drei jüngeren Geschwistern den zweiten Weltkrieg in Kaplitz verbracht, von wo sie sich am 7. November 1945 genötigt sahen, in das österreichische Linz wegzugehen. Hier traf sich die Familie mit ihrem Vater und sie bauten sich ein neues Leben auf. Die Zeugin machte eine Ausbildung zur Friseurin. Im Jahr 1955 heiratete sie, und zog gemeinsam mit ihrem Mann Franz drei Kinder groß. Elfriede engagiert sich in Verbänden der vertriebenen Deutschen aus der Tschechoslowakei. Ihre Heimat besuchte sie erst nach dreiundzwanzig Jahren im Jahr 1968 wieder. Nach dem Fall des Eisernen Vorhanges kehrte sie regelmäßig dorthin zurück. Sie setzte durch, dass ein Gedenkstein für die Abgeschobenen auf dem Friedhof in Kaplice aufgestellt wurde. Im Jahr 2020 lebte Elfriede Weismann im österreichischen Linz. Regelmäßig trifft sie sich mit den letzten noch lebenden „ehemaligen Kaplitzern“.