Následující text není historickou studií. Jedná se o převyprávění pamětníkových životních osudů na základě jeho vzpomínek zaznamenaných v rozhovoru. Vyprávění zpracovali externí spolupracovníci Paměti národa. V některých případech jsou při zpracování medailonu využity materiály zpřístupněné Archivem bezpečnostních složek (ABS), Státními okresními archivy (SOA), Národním archivem (NA), či jinými institucemi. Užíváme je pouze jako doplněk pamětníkova svědectví. Citované strany svazků jsou uloženy v sekci Dodatečné materiály.
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Da war ich froh, wen habe ich die Goldkoppe gesehen
Inge Urbassek, geb. am 18.2.1933, wohnte in Freiwaldau (Jeseník),
Nach Mobilisierung 1938 Flucht nach Weidenau
Vor Kriegsende Flucht nach Spornhau
Internierung des Vaters
Vertreibung
Beruflich Drogistin
Sie kam mit ihrer Schwester oft nach Freiwaldau zurück
Familie und Freizeit
Inge hat eine Schwester, Friederike Frank, geb. Urbassek. Sie wurde 1926 geboren. Sie hatten auch einen Bruder (geb. 1923). Er wurde im Krieg verwundet, verlor ein Auge, kam in ein Lazarett nach Wien und hat sich dann in Österreich niedergelassen. Er ist jedoch bereits verstorben.
Der Vater war Bürgerschuldirektor von der Knabenschule (heute Realschule) in Freiwaldau in der Schillerstrasse (heute Březinova). Die Mutter war Hausfrau, sie hat u.a. die Grossmutter umsorgt.
In der Freizeit hat man Ausflüge auf den Kreuzberg (Křížový vrch) gemacht. Die Schwestern waren in einer Wandergemeinschaft, die sich die Peterbaude in Streitenhau (Pasíčky) gepachtet hat. Jeden Sonntag ist man hingegangen.
Im Winter sind sie neben dem Altvatersanatorium (heute Pentagon) in Freiwaldau Schlitten und Ski gefahren. Damals gab es dort keinen Schlepper, man musste zu Fuß hinauflaufen.
Wassergraben am Freiwaldauer Wasserschloss
Vor dem Krieg war der Graben noch mit Wasser gefüllt, man konnte dort mit Kähnen fahren. Die Urbasseks haben dort Wäsche gewaschen und dann im Garten gebleicht. Im Winter ist man dort Schlittschuh gelaufen. Man hat dort auch Eis geholt für Brauereien, das wurde ebenfalls auf dem Achsmannteich (okrasný rybník) gemacht.
Ins Böhmische gehen
In sprachlich gemischten Gebieten, wie Trutnov oder Náchod, hat man Kinder in der Ferienzeit in tschechischsprachige Familien geschickt, damit sie Tschechisch lernten. Tschechische Familien haben wiederum ihre Kinder in deutsche Familien geschickt.
Im Freiwaldauer Kreis hat man das nicht oft gemacht, die Tschechen waren sehr weit. Inges Bruder war in Tischnowitz (Tišnov) zum Austausch. Es hat ihm aber nicht gefallen und er kam mager zurück.
Der deutsche Kampf um Autonomie
Die Politik hat in das Alltagsleben eingegriffen. Schon nach dem 1. Weltkrieg gab es Auseinandersetzungen. Im März 1919 wurden einige deutsche Demonstranten in Prag erschossen. In der Zwischenkriegszeit wurde das Land tschechisiert. Deutsche Beamte wurden mit tschechischen ersetzt. Wenn es 8 tschechische Kinder in einer Ortschaft gab, wurde eine tschechische Schule gegründet.
Die tschechoslowakischen Deutschen wollten nicht an Deutschland angeschlossen werden, sie wollten nur Selbstverwaltung, die sie aber nie bekamen.
In Freiwaldau waren nur wenige Tschechen, sie hatten eine eigene Grundschule, die höheren Schulen waren nur deutschsprachig.
Mobilisierung und Anschluss
Nach der Mobilisierung flüchteten die Schwestern Urbassek mit dem Bruder und Vater über die Nesselkoppe nach Rotwasser (Červená Voda). Dort übernachteten sie bei einem Bauern, am nächsten Tag ging es weiter nach Weidenau (Vidnava). Ihr Onkel hatte dort eine Metzgerei. Weidenau war an der Grenze, bei Kriegsausbruch konnten sie schnell rüber ins Reich.
Nach dem Münchner Abkommen wurden die einmarschierenden deutschen Truppen als Befreier begrüsst. In der Schule wurde der Tschechischunterricht eingeschränkt. Aber diejenigen, die mit Tschechisch angefangen haben, mussten weitermachen, bis zur 3. Klasse. Am Gymnasium wurde Tschechisch mit Englisch ersetzt.
Die Umstellung auf die Reichsmark war nicht einfach. Die Reichsdeutschen hatten mehr Geld. Schon vor dem Krieg hatten sie einen 4-Jahres-Plan, bestimmte Lebensmittel wurden schon vor dem Krieg rationiert, z.B. Butter und Wollstoffe. Sie kamen in die Tschechoslowakei und haben viel eingekauft. Sie waren kaufkräftiger als die Sudetendeutschen.
Die Sudetendeutschen waren froh, dass sie wieder Deutsche sein durften, aber ihnen wurde schnell das reichsdeutsche System aufgezwungen, es gab wieder keine Autonomie.
Die Reichsdeutschen haben Ämter besetzt. Lehrer sind dieselben geblieben. Junge Männer mussten in die Armee einrücken. Ihre Arbeitskraft wurde durch „Fremdarbeiter“ ersetzt, Polen und Kriegsgefangene (Engländer). Es war streng verboten, mit Fremdarbeitern zu sprechen. Es gab Ausnahmen, wo Bauern die Fremdarbeiter wie ihresgleichen behandelten, mit ihnen am Tisch gegessen haben usw. Dadurch haben sie viel riskiert.
Kriegsausbruch
Die Eltern Urbassek waren entsetzt, als der Krieg am 1.9.1939 ausbrach. Sie wussten von dem Ersten Weltkrieg, was für Schrecken der Krieg bringen wird. Es gab keine Kriegsbegeisterung. Die Sudetendeutschen begrüssten den Anschluss an das Reich, aber nicht den Krieg.
Alle Radiosender wurden gleichgeschaltet. Sie haben dasselbe ausgestrahlt, mit regionalen Ergänzungen. Es war verboten, fremde Sender zu hören. Mutter Frank hat das Verbot nicht eingehalten. Die Kinder mussten versprechen, dass sie das niemandem sagen. Die Eltern wären eingesperrt oder sogar hingerichtet worden.
Lebensmittelkarten wurden eingeführt, junge Männer mussten an die Front. In der Tanzstunde fehlten Männer, Frauen mussten mit Frauen tanzen. Es gab auch einen Reichsarbeitsdienst.
Kriegsende
Seit März 1945 hat man die Kanonade der heranrückenden Front im Osten gehört, manchmal war der östliche Himmel in der Nacht ganz rot vom Kriegsbrand.
Frauen, Kinder, alte Leute sollten nach Landskrone (Lanškroun) evakuiert werden. Vater Urbassek hat in Spornhau (Ostružná) mit einer Bauernfamilie abgemacht, dass Grossmutter Urbassek mit Friederike dort das Kriegsende abwarten konnte. Sie blieben dort einige Wochen. Inge Urbassek und ihre Mutter haben Friederike und die Grossmutter ein paar mal mit dem Fahrrad in Spornhau besucht.
Am 8. Mai 1945 wurde in Freiwaldau ein Zug mit verwundeten Soldaten bereitgestellt, fuhr aber nicht ab. Inge mit der Mutter haben Fahrräder genommen und sind Richtung Spornhau gefahren. In die selbe Richtung flüchteten ukrainische Soldaten, die zur Wehrmacht übergelaufen sind (Vlasovci), Inge war müde, ein Vlasov-Soldat hat sie eine Weile auf seinem Kleinwagen fahren lassen.
Ein Kriegsgefangener – Neuseeländer – in Spornhau, borgte sich Inges Fahrrad und fuhr den Russen entgegen. Die Russen nahmen ihm jedoch ihr schönes neues Fahrrad und haben es für ein altes klappriges ausgetauscht. Inge sah das, aber wagte sich nicht etwas zu sagen.
Endlich kamen die Russen nach Spornhau. Sie haben die Frauen ziemlich freundlich behandelt und haben ihnen von ihrem Essen gegeben.
Betteln ums Essen nach dem Krieg
Deutsche bekamen kein Fleisch in den Geschäften, keine Butter, nur Margarine. Abends sind die Kinder betteln gegangen, im Milchgeschäft baten sie um Reste von Milch, in der Fleischerei um Grieben, in der Bäckerei um kleine Stückchen Brot. Man musste so betteln, weil das Essen, das sie auf Karten bekamen, nicht reichte. Die tschechischen Verwalter der Geschäfte gaben ihnen diese Reste, denn sie wollten helfen.
Plünderung und Vertreibung
Bei den Urbasseks fanden viele Hausdurchsuchungen statt. Bei einer hat man Inge ihre Lieblingspuppe genommen. In 1946, an Friederike´s Geburtstag, musste die Familie ihr Haus verlassen.
Internierung und Verletzung des Vaters, Vertreibung
Herr Urbassek wurde nach dem Krieg in dem Gefangenenlager in Adelsdorf interniert. Er wurde von einem Aufseher im Lager geschlagen und fiel auf den Hinterkopf. Lange Zeit sah er dann doppelt. Er bekam keine medizinische Pflege. Nach der Freilassung wollte er schnell weg aus der Tschechoslowakei. Er fürchtete eine weitere Verhaftung.
Als der Transport aus Niklasdorf fuhr, hat Inge die Waggontür etwas geöffnet. Sie sah die Hochschar (Šerák) und dachte, dass sie den Berg das letzte Mal sieht.
Neue Heimat
Familie Urbassek kam nach Kirchheim u. Teck. Der Transport dauerte 4 Tage. Ihre Großmutter kam auf einem Rollstuhl mit. In den Waggons gab es keine Sitze, es waren dennoch Dutzende Menschen in dem Waggon. Man saß auf Säcken. Männer haben aus einer Munitionskiste, in welche ein Eimer gestellt wurde, ein Klo gemacht.
Entvölkerung des Freiwaldauer Kreises
In 1931 hatte der Freiwaldauer Kreis rund 70 000 Einwohner, davon waren cca 2000 Tschechen (etwas über 3% der Gesamtbevölkerung).
In 1946 sind in 48 Transporten über die Muna (Niklasdorf - Mikulovice) rund 50.000 Menschen vertrieben worden.
Noch eine lange Zeit hielten die Sudetendeutschen den Gedanken, dass sie eines Tages in ihre alte Heimat zurückkehren würden.
Entnazifizierung des Vaters
Herr Urbassek musste vor dem Krieg zur NSDAP, um Schuldirektor bleiben zu dürfen. Deswegen konnte er nach dem Krieg in Deutschland lange nicht unterrichten. Er wurde dann durch eine Spruchkammer entnazifiziert.
Herr Urbassek hat nach einigen Jahren in Deutschland und nach vielen Anträgen eine Lehrerstelle bekommen. Die Schule war zerbombt, er hat die Kinder in einer Gaststätte unterrichtet. Sein Fach war Mathematik, aber er unterrichtete auch andere Fächer, denn es fehlte an Lehrern. Er musste sich Lehrmittel selbst erstellen. Erst später erschienen Lehrbücher, sie mussten im voraus von der amerikanischen Militärregierung genehmigt werden, damit sie keine Nazipropaganda enthielten.
Erster Besuch in Freiwaldau in 60er Jahren
Die Schwestern Urbassek besuchten ihr ehemaliges Haus in 60er Jahren. Dort wohnte immer noch Frau Burgová, welche die Urbasseks in 1946 aus dem Haus hinausgeschmissen hat. Sie war schockiert, dass die Urbasseks zurück waren, hat sie aber hineingelassen. An der Wand hingen noch Bilder vom Vater Urbassek, die er für die Töchter gemalt hat. Das war für die Schwestern bedrückend. In der Wohnung stand das Klavier, das ihrer Mutter gehörte. Inge hat ein paar Akkorde darauf gespielt. Frau Burgová sagte betroffen, sie hätte das Klavier vom Gemeindeamt (Narodni vybor) gekauft.
Besuche in Freiwaldau nach der Wende
In Kostelni-Strasse hat man Inge in die Wohnung im obersten Geschoss hineingelassen, wo ihre Großmutter wohnte. Dort war immer noch dieselbe Tür und derselbe Türgriff. Ihr kamen die Tränen in die Augen.
Bei einem Besuch in Freiwaldau, nach dem Jahr 2000, wollten die Schwestern Urbassek zum Friseur. Ihre Begleiterin brachte sie in ihr ehemaliges Haus Nr. 160 in der Kirchgasse. Oben im ersten Stock, wo sie ihr Wohnzimmer hatten, war der Friseurladen.
Inges Beruf in der neuen Heimat
Inge Urbassek wurde gelernte Drogistin und hatte später ein eigenes Geschäft. Um das Jahr 2000 musste sie es zumachen, wegen der Konkurrenz der Supermärkte.
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