Wir haben es ja gut gehabt
Ewald Seifert wurde am 8.5.1937 in Schwarzwasser (heute Černa Voda) als viertes von sechs Kindern geboren. Sein Vater arbeitete im Steinbruch und seine Mutter führte den Haushalt, wenn sie nicht in der Landwirtschaft arbeitete. Er besuchte etwa eineinhalb Jahre lang die Schule in Schwarzwasser, bis dort nach dem Krieg nur noch Tschechisch gesprochen werden durfte, was er - wie die meisten Deutschen - nicht konnte. Die Ausgrenzung setzte sich über alltägliche Schikanen bis hin zum Tragen von weißen Armbinden mit einem schwarzem „N“ für „Nemecky“ fort. Mitte August 1946 muss die Familie innerhalb von Stunden alle Sachen zusammenpacken und sich dann zur „Muna“, zur ehemaligen Munitionsfabrik in Niklasdorf begeben. Von dort wird er mit vielen anderen Deutschen in einer Zugfahrt in Viehwagons, die zwei Tage und drei Nächte dauert, über Prag nach Bayern gebracht. Über mehrere Stationen kommt er mit seiner Familie schließlich im September 1946 nach Ohrnbach bei Rothenburg ob der Tauber. Der Empfang durch die bayerische Bevölkerung schwankt zwischen unverhohlener Ablehnung gegenüber den „Flüchtlingen“, die Sudetendeutschen legen immer Wert darauf, „Heimatvertriebene“ zu sein, und solidarischer Aufnahme in schweren Zeiten für allen Menschen. Die Familie baut sich in Ohrnbach ein neues Leben auf, ab Dezember 1945 auch mit dem Vater, der aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zu seiner Familie findet. Seifert macht eine Lehre, gründet eine Familie, baut ein Haus und fährt ab 1980 immer wieder in seine „alte Heimat“.