Následující text není historickou studií. Jedná se o převyprávění pamětníkových životních osudů na základě jeho vzpomínek zaznamenaných v rozhovoru. Vyprávění zpracovali externí spolupracovníci Paměti národa. V některých případech jsou při zpracování medailonu využity materiály zpřístupněné Archivem bezpečnostních složek (ABS), Státními okresními archivy (SOA), Národním archivem (NA), či jinými institucemi. Užíváme je pouze jako doplněk pamětníkova svědectví. Citované strany svazků jsou uloženy v sekci Dodatečné materiály.
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Im Großen und Ganzen bin ich mit meinem Leben zufrieden
geboren am 23.8.1937 in Schwarzwasser (Černá Voda) in Sudetenschlesien
1945 die Mutter in Frauenlager in Freiwaldau (Jeseník)
Aussiedlung nach Deutschland im März 1946
Arbeit bei der Firma Bosch, Ausreise nach Ghana
erste Heimatfahrten nach 1991
wiederholte Heimatreisen auch nach dem Tod der Mutter
Familie
Gottfried Schnalke wurde am 23.8.1937 in Schwarzwasser, Kreis Freiwaldau, heute Černá Voda, Jeseník geboren. Damals, zu seiner Zeit, war Schwarzwasser rein deutsches Gebiet, mindestens was die Bewohner betraf.
Die ganze Kriegszeit verbrachte er mit seinen Eltern in Schwarzwasser, wo er bis 1945 die deutsche Volksschule besuchte. Sein Vater war ausgebildeter Steintechniker, der die Steinfachschule in nahem Friedeberg (heute Žulová) absolviert hatte. Später arbeitete der Vater bei der Firma Franke und Söhne in der Steintechnik-Fabrik, bis er im Jahre 1940 zur Militär eingezogen wurde.
Die Eltern hatten zwei Kinder, Herr Schnalke hatte noch eine jüngere Schwester (geb. 1939). Seitdem ihre Mutter im Herbst 1945 von der tschechischen Polizei abgeholt wurde und in das Konzentrationslager nach Freiwaldau, genauer in das Frauenlager, gebracht wurde, obwohl sie als Hausfrau keine politische Betätigung hatte, waren der kleine Gottfried und seine Schwester (seit November 1945 bis März 1946) bei seiner Tante und Oma betreut.
Aussiedlung
Dort blieb er bis März 1946. Im März 1946 kam eines Tages um fünf oder sechs Uhr morgens die Polizei und die Kinder mussten innerhalb von zwei Stunden das Haus verlassen. Die Oma und die Tante blieben, weil die Oma eine kleine Landswirtschaft hatte und das Vieh besorgen musste. So war er und seine Schwester alleine mit einem Pferdefuhrwerk von Schwarzwasser nach Niklasdorf ausgesiedelt. In Niklasdorf trafen die Kinder wieder ihre Mutter. Ihr Vater war zu dieser Zeit noch in amerikanischer Gefangenschaft. In Niklasdorf wurden sie gründlich untersucht, was sie von den erlaubten 50 Kilo mitnehmen wollen und können. Die Mutter wollte auch Klamoten für den Vater mitnehmen, doch das wurde ihr nicht erlaubt mit der Begründung, der Vater ist nicht dabei. Im Lager Niklasdorf (heute Mikulovice), das das ehemalige Munitionsdepot war, verblieben sie zwei Monate bis zur Aussiedlung nach Deutschland.
Mit der Bahn, in Viehwaggons kamen sie damals über Prag nach Furth im Wald, wo sie mit DDT entlaust wurden. Dort, in dem großen Flüchtlingslager wurden die Ausgesiedelten in verschiedene Abteilungen eingeteilt und weiter an verschiedene Orte in Deutschland geschickt. Die gesamte Zugfahrt dauerte zwei bis drei Tage. Er und seine Familie fuhren nach Peiting, Landkreis Schongau in Oberbayern, wo sie in einem kleineren Lager untergebracht wurden. Von dort kamen sie weiter zu einem anderen Dorf Bernbeuren, wo sie bei einem Bauer wohnen sollten, der jedoch ihnen nicht gerade freundlich gesinnt war. Dort begann Herr Schnalke wieder die Volksschule zu besuchen. Weil aber der Bauer ihnen das Leben dort unerträglich machte und wollte sie möglichst schnell loswerden, zogen sie, die Mutter und zwei Kinder, in eine nächste Ortschaft, Kienberg, um, wo sie seit 1948 bei einem anderen Bauer wohnhaft waren, bei dem sie sich schon viel besser fühlten. Dieser Bauer war nämlich auch in englischer Gefangenschaft, so hatte er mehr Verständnis.
Nach dem Jahre 1949 kam der Vater zurück zu ihnen aus der Gefangenschaft. Er hatte jedoch Probleme, als Steintechniker in dieser Gegend Arbeit zu finden. Die ganze Familie zog dann nach Baden Württemberg um, wo sich die Mutter noch für vier Kinder ihrer Schwerster kümmerte. Dazu bekam sie noch selbst ein Kind. In sehr beengten Wohnverhältnissen kam so zur Welt der jüngste Bruder.
Nach der Schule
In Stuttgart fand Herr Schnalke auch seine erste Arbeitsstelle nach dem Wehrdienst und arbeitete als Maschinenschlosser in der Metallbranche bis 1967. In der Abendschule erweiterte er sich später seine Bildung um die Meisterprüfung. Das gab im Mut, sich bei der Firma Bosch zu melden, als sie einen Mitarbeiter für den Außendienst, einen Werkstattleiter nach Übersee suchte. Mit dieser Firma kam er 1970 für zwei Jahre nach Afrika, nach Akra in Ghana. Danach arbeitete er bei der Firma Bosch in Deutschland in Entwicklungsabteilung für Einspritzpumpen für LKW. Bei der Firma Bosch verbrachte er dann auch die nächsten 25 Jahre.
Besuche der alten Heimat
Die alte Heimat begann Herr Schnalke aufgrund des Dranges seiner Mutter zu besuchen. 1991 war es zum erstenmal. Da brauchte man schon kein Visum mehr, um nach Tschechei fahren zu können. An dieser Reise nach Schwarzwasser nahm damals auch seine Tante teil, die sich noch sehr gut an die Leute und Häuser vor dem Kriegszeit erinnerte. Die nächste Fahrt nach Schwarzwasser war im Jahre 1992, weil die Mutter immer noch Heimweh hatte. Dabei besuchten sie auch Alt-Rot-Wasser (Stará Červená Voda), wo sie im dem Elternhaus der Mutter, das noch immer stand, sehr freundlich emfpfangen wurden. Der Empfang in Schwarzwasser war dagegen ganz anders. In Weidenau (Vidnava) wollten sie das Haus seiner Tante und seines Onkels besuchen, doch die Frau, die jetzt in dem Haus wohnte, wollte ihnen nicht behilflich sein. Bei der dritten Reise 1995 war die Mutter schon ziemlich stark dement, es war schwierig, sich mit ihr richtig zu unterhalten.
Die Mutter war am Anfang sehr begeistert von den Reisen nach Tschechien, sie wollte sogar hier ein Haus kaufen, was Herr Schnalke aber als iluzorisch ablehnte. Bei der Busreise im Jahre 2009, nach dem Tode seiner Mutter, fuhr er wieder, diesmal mit einem kleinen Bus, und lernte den neuen Besitzer des Hauses in Stará Červená Voda kennen, der gut Englisch sprechen konnte, also konnten sie sich jetzt auf Englisch wesentlich besser unterhalten. So kamen sie immer wieder ins Gespräch.
In der letzten Zeit fuhr er schon dreimal nach Černá Voda mit einem großen Bus mit 50-60 Personen. Insgesamt besuchte er seine Heimat bisher neunmal. Sein Motto fasste er folgendermassen zusammen: „Im Großen und Ganzen bin ich mit meinem Leben zufrieden. Ich habe noch eigenes Haus, genügend zu Essen und zu Trinken und einigermaßen Gesundheit und mehr will ich nicht.“
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Příbeh pamětníka v rámci projektu Vzpomínky pro budoucnost (Petra Mačková)