"Das hat man auch dann bei diesem Begräbnis meiner Mutter gesehen. Das war wie ein Staatsbegräbnis. Es wurde im Internet übertragen. Das tschechische Fernsehen war da, und die Kirche war wirklich voll. So musste sogar der Priester außen Lautsprechen anbringen, um der gesamten Bevölkerung die Zeremonie übertragen zu können. Wir haben in Sloup in Tschechien, das ist 7 Km von Raitz entfernt, da haben wir unseren eigenen Salmischen Friedhof, der heute unter Denkmalschutz steht, und dort haben wir dann meine Mutter begraben. Und so ist sie wieder zu Hause. Und wir pflegen das auch, dass hier weiterhin meine Mutter präsent ist, und das erkenne ich auch an den Gesprächen vor Ort. Meine Mutter wird immer erwähnt und jeder erzählt mir eine Geschichte, die er mit meiner Mutter erlebt hat. Sie hat ja Tschechisch gesprochen, wie andere ihre Muttersprache sprechen. Und Tschechisch war ihre Muttersprache!"
"Das war sehr aufregend. Mir wurde ja immer über Raitz erzählt und so. Das Zuhause meiner Mutter, wo sie aufgewachsen ist, wo sie herumgelaufen ist. Aber natürlich auch die Kehrseite, der Kommunismus in seiner Hochblüte, in den 70-er Jahren, 60-er Jahren. Aber meine Mutter wollte immer wieder zurück in ihre Heimat. Und eines Tages wurde der Entschluss gefasst, dass meine Mutter mit ihrer Schwester und uns hinüber nach Tschechien fahren. Wir haben das Visum eingereicht und ich weiß noch wie wir dann halt alle, Tante Elise mit ihren Kindern und meine Mutter mit meinem Bruder Leopold und mir eben dann hinüber an die Grenze gefahren sind. Österreichische Grenze war kein Problem. Tschechische Grenze, da sind wir dann drei Stunden gestanden und mussten warten, bis sie uns durchlassen und ob sie uns überhaupt reinlassen nach Tschechien. Nach drei Stunden sind wir reingekommen und es war sehr aufregend, wir wurden von meiner Mutter eingehalten, mein Bruder und ich, kein Wort zu reden, nichts zu sagen und einfach nur warten, stillschweigend. Blöde Bemerkungen schon gar keine zu machen, das konnte alles gegen uns ausgelegt werden. Daran haben wir uns gehalten, wir saßen in dem Auto zutritt, Mutter, Bruder, ich, und haben geschaut. Es war interessant, was man in drei Stunden alles machen kann oder nicht machen kann und wie die Zeit totgeschlagen wird. Und nach drei Stunden hat sich der schwere Balken gehoben und wir sind nach Raitz gefahren. Und das war ein großes Hallo dort. Es sind natürlich viele Tränen geflossen. Meine Mutter hat ja niemandem Auf Wiedersehen sagen können, da hätte ja jeder gewusst, dass meine Mutter mit meinem Vater nicht mehr zurückkommt. Also, ich habe das Gefühl gehabt... Wir waren da in der Kirche noch, in der Kirche hat man gewusst, wir kommen alle und es war also wirklich sehr, sehr emotional."
"Er hat zwei Schlösser gehabt. Zwar war er schon unter Zwangsverwaltung, aber er war auch derjenige, der über die Räumlichkeiten entscheiden konnte. Wirtschaftlich konnte er nicht mehr entscheiden. Das ist auch ein wichtiger Punkt. Der deutsche Zwangsverwalter hat es übernommen. Und dann möchte ich noch sagen, es war nicht nur die Familie Salm unter Zwangsverwaltung, es war auch die Nachbarschaft. Mensdorff unter Zwangsverwaltung, Belcredi ebenfalls. Also die Personen mit dem politischen Ungehorsam, im Sinne der Deutschen. Für die Tschechen natürlich waren sie die besten Unterstützer, diese Familien, die sich wirklich gewehrt haben. Und mein Großvater war natürlich mit den Bürgermeistern vor Ort ständig im Kontakt, sie haben ihn regelmässig besucht und über die Situation informiert. Mein Großvater hat sich natürlich auch über BBC informiert, es war schwerstens verboten, er hat sich das auch nur alleine angehört. Meine Mutter hat erzählt, zu einer bestimmten Uhrzeit, ich weiß nicht mehr wann, 18 Uhr vielleicht, hatte die BBC die Nachrichtensendung. Dann musste meine Mutter den Raum verlassen, damit es keine Mitwisser gibt. Sie hat aber gewusst, dass er BBS hört. Und somit hat er sich die ganzen Nachrichten angehört, die die Weltlage geschildert haben. Aber dann kam ein entscheidender Punkt. Zu einem Gespräch kam der Bürgermeister wieder zu ihm und mein Großvater wusste, Göring und Himmler wollen Raitz haben. Himmler, brauche ich nicht zu erklären, Waffen-SS, Menschenleben war für ihn nichts. Ganz im Gegenteil zu meinem Großvater, für den war Menschenleben enorm viel wert. Und dann kam der Bürgermeister und hat gesagt, Seine Durchlaucht, Fürst Hugo Salm, bitte es gibt jetzt zwei Ortschaften in Tschechien, die ausgewählt wurden, und zwar Bouzov und Raitz. Wenn Sie jetzt nicht die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, dann kommt die Waffen-SS hier bei uns herein nach Raitz, und wir wissen alle, was das heißt."
Matka zemřela ve své vlasti, ale ne doma – zámek nám v restituci nevrátili
Georg Salm-Reifferscheidt-Raitz se narodil 16. března 1958 ve Vídni. Po matce je potomkem šlechtického rodu Salmů se sídly v moravském Blansku a Rájci. Jeho dědeček Hugo byl protinacisticky orientován a nacisté také za války na jeho majetek uvalili nucenou správu, ke sklonku války ale děda souhlasil s udělením německého občanství. Georg byl počat ještě na Moravě, narodil se ale v roce 1958 ve Vídni, kam jeho rodiče dobrodružně emigrovali. Rodiče se relativně krátce po emigraci rozvedli, Georg byl plně adoptován do rodiny své matky Marie Alžběty Salmové, jejíž plné příjmení používá. O otci na druhou stranu nemluví vůbec. Silně ho ovlivnila návštěva Moravy v roce 1972, po pádu železné opony jezdí do rodiště své matky často a udržuje tam vztahy s místními občany. Vášnivě se zabývá též minulostí svého rodu a jeho vazbami na Moravský kras. Hluboce lituje, že se restituce šlechtického majetku po roce 1989 týkala rodiny Salmů jen ve velice omezené míře. Svoji matku nechal pohřbít do rodinné hrobky ve Sloupu.
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