Irma Müller

* 1926

  • "Das Mädel war die Magd vom Bauern und der Sohn war der Knecht. Unser Nachbar hat ein Pferd gehabt, das war an der Front und ist dann mit der Schießerei mit...in Schwierigkeiten gekommen und dann haben sie es raus und dann haben es verkauft. Die Bauern...und der durfte mal....es hat einen Rappel gehabt, das Pferd, und war nicht zu halten und da ist der Bauer selber nicht ran gegangen und sein zwölfjähriger Sohn musste das Pferd einfangen, was im Hof herumgerannt ist. So war es zu dieser Zeit mit den Kindern. (Pause) Naja, und ich bin dann aus der Schule gekommen und dann habe ich gesagt: 'Also Landwirt mache ich nicht.'"

  • "Wir sind, wie wir drin waren im Wagon und sind runterwärts gefahren, waren wir oben. Und da mussten wir, wenn wir mal aufs Klo mussten, wenn der gehalten hat, dann sind wir mal unter den Bahnwagen rein auf Klo. Aufs Klo, bis wir mal ein Klo gefunden haben... War so eine Sache für sich zu der Zeit. Und dann sind wir runter gefahren und in Landshut, glaube ich, waren wir lang gestanden. Und dann sind wir wieder weiter gefahren, da haben sie uns gefahren bis Vilsbiburg und dort ausgeladen und zu den Bauern. Naja, unten war zwar weiter nichts...unsere Eltern...wir haben so einen Klappsessel mitgehabt, der war so zusammengeklappt, oben ein Ding drauf. Das hat uns daheim einer gemacht gehabt. Hat er gesagt: 'Wenn Ihr ausreist, Eure Eltern, die brauchen einen Sitz und Ihr könnt nichts mitnehmen.' Da hat er uns so einen Klappsessel gemacht."

  • "Und dort unten haben wir uns aufgemacht meine Schwestern – wir haben eine Cousine in Hof gehabt...Meine Schwestern, für mich haben sie den Lehrvertrag und das Prüfungszeugnis mitgenommen und sind nach Hof herauf gefahren ins Arbeitsamt. Und da haben sie gesagt: 'Sie haben ja ihre Papiere mit.' Und da hat der gesagt: 'Die ist schon eingestellt.' So schnell habe ich Arbeit gehabt in Hof. 'Die ist schon eingestellt.' Und dann sind wir in die Weberei Schweigert gekommen, da unten hier. Und die haben uns gleich Wohnung verschafft. Und da waren wir in der Schweigert-Villa. Wo früher der Hitler übernachtet...Dort haben wir nachher als Flüchtlinge gewohnt. Oben haben wir zwei Zimmer dann gehabt."

  • Celé nahrávky
  • 1

    Hof, 27.08.2014

    (audio)
    délka: 01:13:34
    nahrávka pořízena v rámci projektu Nicht spurlos aus der Geschichte verschwinden
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Das Mädel war die Magd vom Bauern und der Sohn war der Knecht...

Irma Müller als junge Frau
Irma Müller als junge Frau
zdroj: privat

Irma Müller, geb. Ludwig, ist das fünfte Kind einer Bauernfamilie aus Neuberg bei Asch. Sie wurde am 13. April 1926 geboren, ihre Eltern waren damals bereits fast 50 Jahre alt. Sie besuchte die Volksschule in Neuberg und machte anschließend eine Lehre zur Weberin. Ihre Kindheit und Jugend war vom rauen Alltag zwischen Feldarbeit und Schule geprägt. Der Vater sympathisierte mit den Sozialdemokraten, dennoch musste die Familie nach Kriegsende zwangsweise aus der Tschechoslowakei aussiedeln. Zunächst kamen Irma, ihre Schwestern und die Eltern bei einer Bauernfamilie bei Landshut unter, wo sie sich gut zurechtfanden und freundlich aufgenommen wurden. Im Dezember 1946 ging es dann nach Hof, wo Müller eine Anstellung in der lokalen Weberei fand. Kurz darauf lernte sie ihren Mann, Kurt Müller, kennen, der allerdings schon 1952 mit 26 Jahren verstarb. Müller trat wie ihr Vater der Seliger-Gemeinde bei, reiste in den folgenden Jahren viel durch Europa und kümmerte sich um die Eltern bis zu deren Tod. Unter anderem mit der Seliger-Gemeinde bereiste sie auch sehr häufig die alte Heimat. Bis zu ihrer Pensionierung war Irma Müller noch im Hofer Hallenbad, beim Theater und in einem Radiogeschäft tätig.