Manchmal denk ich, ich habe viel Glück gehabt. Viel, viel Glück gehabt.
Maria Miksch wurde am 2. April 1931 in Groß Krosse (Velká Kraš) geboren. Ihre Eltern Johann und Emma Pache hatten zwei ältere Töchter Elisabeth und Margarete. Elisabeth ist einen Monat vor Marias Geburt, an ihrem achten Geburtstag, verstorben. Sie bekam als sie auf die Welt kam nicht genügend Sauerstoff, konnte nicht gehen und sprechen. In Groß Krosse war am 22. September 1938 eine Schießerei, als die tschechischen Beamten von den Freikorps aus Weidenau (Vidnava) vertrieben wurden. Maria war unter der Eckbank in der Küche versteckt. Frauen und Kinder wurden dann, wegen der Angst vor der Rache von der tschechischen Seite und der Mobilisation zu der Ostsee nach Kolberg evakuiert. Dort waren sie einen Monat. Die Zeit des Krieges war nicht leicht: „man konnte niemandem Trauen“. Am 7. November 1944 hat der Vater sie Familie hinter die Scheune gerufen. Auf dem Himmel haben sie die Bombardierung von Breslau (Vratislav) beobachtet. Ein paar Minuten später hat ein RAF-Bomber in der Nähe 7 Bomben rausgeschmissen. Im Januar 1945 haben sie mehrere Flüchtlinge, die aus Oberschlesien kamen, übernachten lassen. Eine Nacht, die Pferde bekamen Futter und sie fuhren weiter Richtung Mähren. Aber als Familie Scherle am 27. Januar kam, war Frau Scherle hochschwanger und sie blieben länger. Am dritten Tag kam der kleine Hans Scherle zur Welt. Als am 8. Mai 1945 die russischen Reiter ins Dorf kamen mussten sich alle Mädchen verstecken. Der Vater hat ihnen ein Versteckt in der Scheune vorbereitet, wo sie übernachteten. Auf dem Feld haben sie in Verkleidung als Jungen gearbeitet. Nach dem Krieg haben sie einen tschechischen „Správce“ auf den Hof bekommen, der die ganze Ernte verkauft hat und dann verschwunden ist. Schwester Margarete musste zur Zwangsarbeit nach Bořitov. Sie ist auf einem Fahrrad geflohen und wurde am dritten Tag in Heinrichsthal (Jindřichov) von der Polizei verhaftet. Margarete kam nach Mährisch Schönberg (Šumperk) ins Gefängnis. Nach 4 Wochen wurde sie nach Hause entlassen. Der neuer „Správce“ hat das ganze Haus beschlagnahmt. Die Familie musste zur Oma ins Ausgedinge-Haus. Am 30. Juli 1946 wurden sie mit jeweils 30 kg Gepäck in die MUNA in Niklasdorf (Mikulovice) verfrachtet worden. Als ihr Wagon durch Prag fuhr, wurde er mit Flaschen beworfen. Sie kamen nach Röttingen in Bayern. Die ersten Jahre in der neuen Heimat waren schwierig. Einmal hat sie der Pfarrer bei der Messe als Schutt bezeichnet. In den Jahren 1946-1948 besuchte Maria eine hauswirtschaftliche Berufsschule. Als Zeitvertreib hat sie mit ihrer Schwester und mehreren Mädchen Theater gespielt. Später erlernte sie Pelznäherin in Ochsenfurt, aber leider konnte sie keine Arbeitsstelle finden. Nach längerer Zeit fand sie eine Stelle in einer Näherei in Ochsenfurt. Das nähen hat ihr Spaß gemacht. Im Oktober 1956 heiratete sie Paul Miksch, der auch Heimatvertriebene war und aus der Stadt Schluckenau (Šluknov) stammte. Maria hat drei Töchtern - Hannelore, Claudia und Martina. Heute würde sie schon keine Reise nach Groß Krosse absolvieren - sie hätte es nicht nervlich verkraftet.