Následující text není historickou studií. Jedná se o převyprávění pamětníkových životních osudů na základě jeho vzpomínek zaznamenaných v rozhovoru. Vyprávění zpracovali externí spolupracovníci Paměti národa. V některých případech jsou při zpracování medailonu využity materiály zpřístupněné Archivem bezpečnostních složek (ABS), Státními okresními archivy (SOA), Národním archivem (NA), či jinými institucemi. Užíváme je pouze jako doplněk pamětníkova svědectví. Citované strany svazků jsou uloženy v sekci Dodatečné materiály.
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Wir haben eigentlich sehr gut gelebt
ist am 12. Dezember 1936 im Stillstand (Zastávka) in der Nähe von Jauernig (Javorník) in Schlesien geboren
ist von deutscher Nationalität
sein Vater Josef Menzel war Sozialdemokrat und während des Zweiten Weltkrieges verbrachte er 4 Jahre in mehreren Konzentrationslagern und wareingesetzt in Maltheuern bei Brüx (Most)
in 1946 musste die ganze Familie ihre Heimat im Stillstand verlassen
sein Vater organisierte „freiwilligen“ Transport für Nazigegner, undChristen u. a. nach Deutschland
in Deutschland war sein Vater als „Flüchtlingsobmann“ tätig
lebt in Osterhofen
ist verheiratet, hat zwei Töchter und fünf Enkeltöchter
aktiver Sportler, tätig bei der Bergwacht
Edgar Menzel wurde am 12. Dezember 1936 in der malerischen Ortschaft Stillstand (Zastávka) in Reichensteiner Gebirge geboren. In dieser Zeit gehörte Stillstand zu derdrei Kilometer entfernten Gemeinde Sörgsdorf (Uhelná) und hatte nicht einmal 40 von Einwohner deutscher Nationalität.[1]
Die Eltern
Seine Eltern lernten sich im Stillstand im Jahre 1933 kennen, als dort seine Mutter Anna, geb. Wolf, als Haushaltshilfe beim Schuhmachermeister Emil Böse antrat. Anna Wolf wurde 1907 als die älteste von drei Kindern einer alleinstehenden Frau Maria Wolf in Weißwasser geboren. Der Vater war unbekannt. Ihre Mutter starb in 20-er Jahren an der Spanischen Grippe und sie, ihr Bruder und ihre Schwester fanden Unterkunft bei ihrer Tante Anna Giersig, der Schwester ihrer Mutter. Die Tante hatte in ein kleines landwirtschaftliches Anwesen in Weißwasser eingeheiratet, wo auch Anna Wolf nach ihrer Schulzeit mehrere Jahre arbeitete. Ab 1928 war sie bei diversen Handwerks- und Gastbetrieben als Haushaltshilfe tätig.
Der Vater Josef Menzel war der zweitälteste von vier Kindern. Er wurde 1908 in Voigst-Krosse (Fojtova Kraš) geboren. Sein Vater Ferdinand Menzel kommt aus Pilzberg, erlernte das Müller-Handwerk und zog dann in die Gegend von Weidenau. Dort lernte er Marie, geb. Mücke, die angeblich das uneheliche Kind vom Graf von Sternberg von Rotwasser war, kennen. Ferdinand Menzel fiel im Jahre 1916 im Ersten Weltkrieg, womit für die Familie eine schwierige Zeit begann. Schließlich heiratete Marie Menzel im Jahre 1923 ihren zweiten Mann und es gelang ihr das Haus Nr. 11 im Stillstand zu kaufen.
Als Josef Menzel im Juli 1935 Anna Wolf heiratete, kaufte er seiner Mutter das Haus ab. In einer Hälfte wohnte die neue Familie und in der zweiten Hälfte die Mutter mit ihrer zweiten Familie blieb. In der Vorkriegszeit war es für Josef Menzel immer schwer eine Arbeit zu finden. Er hat oft Arbeitsstellen gewechselt, am längsten war er von 1930 bis 1938 in der Steinindustrie in Friedeberg (Žulová) als Steinschleifer beschäftigt. Als Arbeiter begann er mit Gedanken der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei zu sympathisieren und wurde ein Mitglied, was ihm später schwere Jahre brachte.
Nachdem Hitler in Deutschland die Macht ergriff, setzte sich unter den Sudeten unter kräftiger Unterstützung von Konrad Henlein das Stichwort „Heim ins Reich“ durch. Josef Menzel reagierte auf diese Ereignisse mit einem Telegramm an den Chef von den Sozialdemokraten in Freiwaldau(Jeseník)sinngemäß „Lasst euch nicht einwickeln, macht nicht mit bei dieser geschichte, das ist nicht das Richtige, lasst die Finger davon!“Ein Rivale von ihm fing allerdings das Telegramm ab und spielte es der Gestapo zu. Es folgte eine Vorladung nach Freiwaldau und mehrere Verhöre. Zum Schluss kamen zu Josef Menzel zwei Männer und führten ihn ab. Damit fingen für ihn vier jahe in den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald, Mauthausen an, wo er als Arbeiter und Steinschleifer eingesetzt wurde. Zu Weihnachten 1942 wurde Josef Menzel aus dem Konzentrationslager entlassen, die Familie verbrachte die Festtage zusammen, aber kurz danach wurde er nach in ein Sudetenländisches Treibstoffwerk in Maltheuern bei Brüx(Most) geschickt, wo man Benzin und Diesel produzierte, und wo er bis zum Kriegsende gefährliche Jahre in ständiger Bedrohung von Fliegerangriffenerlebte. Nach dem Zusammenbruch musste sich Josef Menzel mit seinem Kumpel noch von Brüx nach Hause durchschlagen, was auch eine abenteuerliche Geschichte war.
Die Kindheit und normales Leben in der alten Heimat
Edgar Menzel erlebte also die Mehrheit seiner Kindheit in Stillstand ohne seinen Vater. An seine Kindheit erinnert sich Edgar Menzel gerne. Als Einzelkind wurde er von allen Seiten umschwärmt. Er besuchte die Schule in Sörgsdorf (Uhelná), wohin er von dem weiter oben gelegenem Stillstand aus zu Fuß ging. Zu seinen täglichen Tätigkeiten zu Hause gehörten Ziegenhüten, Aushilfe mit landwirtschaftlichen Arbeiten, Pflücken von Erdbeeren und Heidelbeeren, welche seine Großmutter anbaute, Sammeln von Pilzen und natürlich Spielen mit Freunden. In Stillstand wurde der Krieg eher passiv erlebt, ab und zu sah man Männer in Uniform der Wehrmacht, die Kinder spielten Soldaten und machnmal hörte man Flieger und das war aus der Sicht des kleinen Edgars alles. Edgar Menzel erzählte, wie er an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erinnert. Er hat ihn mit seiner Oma und seinem Onkel beim Ausflug nach Ottmachau (Otmuchów) erlebt: „Wir sind nach Ottmachau gefahren um uns den dortigen Stausee anzuschauen. Wir waren irgendwo bei dem See und dann kam plötzlich unter der anwesenden Bevölkerungeine gewisse Unruhe auf – heute ist der Krieg ausgebrochen. Es fuhren keine Busse mehr. Meine Großmutter war ziemlich verzweifelt mit uns, dann hat sie eine fremde Frau getroffen, der sie erklärt hat, dass wir nicht mehr nach Hause können usw. Die fremde Frau hat gesagt: Wissen sie was, kommen Sie zu mir, bei mir können Sie schlafen. (…) So ist es dann auch passiert und am Morgen konnten wir alle gemütlich heimfahren.“
Nach dem Kriegsende, als der Vater von Brüx zurückkam, durchlebte die Familie paradox eine gute Zeit unter tschechischer Verwaltung. „Mein Vater versuchte den Tschechen klarzumachen, dass er ein alter Nazigegner ist und dass er mehr auf der Seite der Tschechen steht als auf der der alten deutschen Nazis. Dann haben wir auch recht gut gelebt, so ein Jahr ungefähr.“Trotz der Vergangenheit meines Vaters und der antinazistischen Stellung vermied nicht einmal die Familie Menzel die „große Politik“ - die beschlossene Aussiedlung der Sudetendeutschen.
Freiwiliger Transport für Nazigegner
Edgar Menzel erinnert sich, wie sich Stillstand entvölkerte. „Man sah: der ist wieder weg, der ist wieder weg und der ist wieder weg und so waren wir immer weniger. Auch meine Nachbarsfreunde. Und am Schluss waren nur noch wir da.“ Allerdings als schon klar war, dass die Deutschen „raus müssen“, meldeten sich die von dem nazistischen Regime geschädigten Deutschen. Sie wollten nicht als Vertriebene gehen, sondern freiwillig, in Ehren. „Dann hieß es: gut, macht das, ihr kriegt so viele Leute genehmigt wie ihr braucht, Eisenbahnwagon dazu, wir stellen sogar die Transporte zusammen und ihr, die alten Antifaschisten, könnt euch selber organisieren und raus gehen, wie ihr es für richtig haltet.“ Josef Menzel war bei dem Organisieren tätig und kümmerte sich um die Leute im Kreis Freiwaldau. Jeder, der mit diesem Transport raus wollte, sollte sich bei ihm melden. Alle, die nachweisen konnten, dass sie entweder Widerstand leisteten, oder zumindest keine Nazianhänger, oder gute Christen waren, schrieb Josef Menzel mit seinen Kollegen auf der Liste auf. Diese ausgewählten Menschen konnten einpacken, was sie wollten (einschließlich Möbel usw.) und das Gepäck nach Jauernig (im Fall von Familie Menzel) zum Bahnhof zu bringen. Von Jauernig fuhren ein paar Wagonen nach Freiwaldau (Anm. eher Nieder-Lindewiese) und dort wurde der ganze Transport zusammengestellt. Edgar Menzel schätzt den Transport auf etwa 10 Wagonen für Gepäck und 10 Wagonen für Personen. Der Transport wurde nach Aussage von Edgar Menzel im August 1946 abgefertigt. Er erinnert sich noch, dass er die Reise als kleine Junge genoss. Die Tür von dem Wagon war aufgeschoben, er saß oben im Wagon und schaute belustigt zu, was alles vorbeifliegt.
Und so kam die Familie Menzel durch Tschechien, über Furth im Wald, Regensburg in Bayern – Landkreis Wasserburg am Inn – an.
Neue Heimat in Bayern
Kurze Zeit wohnte die Familie Menzel zusammen mit anderen Ausgesiedelten in einem großen Saal in Edling. „Dieser Saal war vollgepackt mit Betten. Man hat die Betten an einander gestopft und zusammengeschoben und hat sie portionsweise an die Familien vergeben. Also für die Familie Menzel gab´s zwei Betten übereinander und noch ein Einzelnes.“ Einmal spielte Edgar mit anderen Kindern am Teich und als er in den Saal zurückkam, stellte er fest, dass seine Eltern weg sind. Nachdem der erste Schock vorbei war erfuhr er, dass seine Eltern inzwischen eine neue Unterkunft in einem Bauernhof gefunden haben und mit Gepäck und Möbel bereits voraus gefahren sind. So kam die Familie Menzel zusammen mit einer Familie aus dem Nachbardorf (Oberforst – Horní Fořt) nach Eschelbach. Eschelbach, das waren zwei Bauernhöfe und jede Familie zog zu einer der Bauernfamilien ein. Das Wohnen war nur provisorisch – ihr Zimmer hatta ca. 30 m2, und die Familie war an das Zusammenleben mit den Bauern angewiesen. Edgar Menzel erinnert, dass sie „ihre“ Familie sehr freundlich empfing. Beide Eltern waren sehr aktiv, sodass sich die ganze Familie schnell integrierte. Seine Mutter fing sofort an mit landwirtschaftlichen Arbeiten auszuhelfen, dank dessen konnte der kleine Edgar jeden Abend ein gutes Abendessen genießen. Sein Vater setzte seine bereits in der Alten Heimat geowonnene Rolle fort – er kümmerte sich weiter um die im Landkreis Wasserburg am Inn verteilte Flüchtlinge. Er bekam den Titel „Flüchtlingsobmann“. Zuerst übte er diese Funktion ehrenamtlich aus, später gelang es ihm eine Festeinstellung als „Flüchtlingsobmann“ zu bekommen. Nach 10 - 15 Jahren wurde er normaler Angestellter in Landratsamt Wasserburg am Inn, wo er bis in den Ruhestand arbeitete.
Auf dem Bauernhof verbrachte Edgar Menzel eine schöne Zeit. Er erlernte verschiedene landwirtschaftliche Arbeiten, wobei das Highlight für ihn das Mähdrescher fahren war. Während dem Nachkriegswirtschaftswunder zogen viele Flüchtlinge in große Städte um, sodass plötzlich auf dem Lande nur wenige Arbeitskräfte war. Der Bauer, bei dem die Familie Menzel lebte, bat Edgar flehentlich, ob er ihm am Morgen beim Füttern helfen kann. Er würde ihn gut bezahlen. So stand Edgar, schon als Gymnasialschüler, jeden Morgen um 5:30 auf, um Rasen zu mähen usw. Das Leben auf dem Bauernhof dauerte bis 1954, wenn die Familie Menzel (inzwischen ist noch im Jahre 1949 der Bruder von Edgar geboren) zusammen mit Edgars Tante und ihren zwei Kindern in ein neugebautes Haus in Wasserburg am Inn einzog. Zwei Jahre später starb die Mutter Anna Menzel an Krebs. Aus rationellen Gründen suchte Josef Menzel nach einiger Zeit eine neue Partnerin, die er in dem Kreis der in 1946 Ausgesiedelten fand. Er heiratete schließlich Hedel Bayer ursprünglich aus Lindewiese (Lipová-Lázně).
Die Schulzeit
Edgar Menzel besuchte die Grundschule in Pfaffing. In dieser Zeit „war die Schule ein bisschen Wirr“ – dort trafen sich Kinder, die während des Krieges aus München evakuiert wurden, die Einheimischen und die Ausgesiedelten. Später an dem Gymnasium in Wasserburg am Inn erinnert sich Edgar Menzel daran, wie die Schüler abgespeist waren: „In Bayern hat man in der Nachkriegszeit die Schulspeisen eingeführt. Die Amerikaner haben wohl Geld locker gemacht, man hat extra für die ganze Bevölkerung, für die Schulkinder Essen gekocht. Jeder hatte ein Gefäß, jeder hat seine Portion Essen bekommen. Inzwischen gab es sogar eine Tafel Schokolade, die der Klassenleiter immer als Belohnung verteilte.“
Nach dem Studium wurde Edgar Menzel Lehrer. Im 1958 lernte er seine Frau Antonie kennen. Mit ihr lebt er bis heute in Osterhofen, er hat zwei Töchter und fünf Enkeltöchter. Er war sein ganzes Leben aktiver Sportler, leidenschaftlicher Skifahrer und Bergsteiger.
[1] Im Jahre 1921 37 Einwohner. http://www.zanikleobce.cz/index.php?obec=5671
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Příbeh pamětníka v rámci projektu Vzpomínky pro budoucnost (Radka Stružková)