Wir waren Nachbarn, wir haben eine gemeinsame Geschichte. Lasst uns Verständnis haben und lasst uns auf Augenhöhe miteinander umgehen
Oswald Kittel wurde am 14. Juni 1929 in eine deutsche Familie in Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) geboren. In den Jahren 1937 bis 1938 konnte man in der Stadt die nationale Spannung spüren, dort waren Aktivisten Henleins Sudetendeutscher Partei tätig, in der Luft schwebte die Gefahr des Krieges. Die neu aufgebaute tschechoslowakische Verteidigungslinie führte ca. zehn Kilometer vom Haus der Familie Kittel, nach dem Münchner Abkommen zogen jedoch die tschechoslowakischen Soldaten ab. Oswalds Vater gehörte zu den wenigen Deutschböhmen, die dem Aufruf des tschechoslowakischen Staates zur allgemeinen Mobilisierung folgten. Dies führte zu Missvertrauen durch seine deutschen Vorgesetzten, nach dem Krieg wurde die Familie trotzdem aus der Tschechoslowakei vertrieben. Oswald Kittel hatte mehrmals die Möglichkeit in das nahe gelegene Lager Rabstein (Rabštejn), welches während des Zweiten Weltkrieges Teil des KZ Flossenbürg war und danach als Internationslager deutscher Funktionäre diente, einzublicken. In den letzten Wochen des Krieges rückte Oswald als nicht einmal sechzehnjähriger Junge zur Armee ein und beteiligte sich an den letzten Kämpfen in der Marienbader Region, wo er Verletzungen erlitt. Nach einem kurzen Aufenthalt in amerikanischer Gefangenschaft, war er Mitte Mai zurück nach Hause nach Kamnitz gewandert. Einen Monat später wurde die Familie nach Sachsen, der von der Roten Armee besetzten Region, der späteren DDR, vertrieben. An der Grenze verweilten die Vertriebenen einige Wochen und organisierten illegal Grenzüberquerungen, um Lebensmittel zu holen, Oswald wurde während einer dieser Überquerungen beinahe erschossen. Der gelernte Schuster und studierte Spezialist für Bauwesen lebte in der damaligen DDR. Seine Geburtsstadt Böhmisch Kamnitz besuchte er im Jahr 1964 zum ersten Mal nach der Vertreibung. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs engagiert er sich in Landsmannschaften und setzt den Gedanken eines gemeinsamen Dialoges zwischen Deutschen und Tschechen durch.