In den Alten bleibt der Hass drinnen, aber die Jungen schliessen Freundschaft
Anna Fischer, geb. Braun, wurde am 16. Juli 1927 im damals rein deutschen Dorf Hirschau (Hyršov) geboren, unweit von Neugedein (Kdyně) im Taus (Domažlice). Die Familie besaß eine größere Wirtschaft und die örtliche modern funktionierende Mühle, wohin viele Tschechen aus der Umgebung zum Getreidemahlen kamen. Anna ging vor dem Krieg in die Mädchen-Klosterschule der Armen Schulschwestern in Hirschau, wo sie während des Nachmittagsunterrichts pflichtmäßig Tschechisch lernte. 1938 wurden die Ordensschwestern gezwungen die Schule zu schließen und Anna in die örtliche Knabenschule versetzt. Nach der Schule absolvierte sie ein sog. Pflichtjahr in Furth im Wald, danach arbeitete sie in einem Kindergarten in Neumark (Všeruby), aber bald wurde sie in eine Waffenfabrik nach Klentsch (Klenčí pod Čerchovem) versetzt. Mit dem Kriegsende kehrte sie heim nach Hirschau. Aus Angst vor Zwangsarbeit in Tschechien, beziehungsweise Russland entschied sie sich zu Allerheiligen 1945 über die grüne Grenze zu fliehen und siedelte sich in Stachesried an. Anna besuchte ihre Familie regelmäßig und ging mit den heimlichen Grenzübertritten ein großes Risiko ein. Ihre Familie wurde erste später ausgewiesen. Hirschau besuchte Anna mit ihren Schwestern 1990 zum ersten Mal nach der Vertreibung. Sie fand das Grab ihres Vaters auf dem Friedhof und nahm als Erinnerung ein Lindenbäumchen mit, das bis heute neben ihrer privaten Kapelle steht.