Die Aussiedlung war meiner Erinnerung nach human - ohne Schläge oder Gewalt
Johann Eppinger wurde am 12. Juli 1936 in Unterschneedorf (Dolní Sněžná) bei Prachatitz (Prachatice) in eine deutsche Familie geboren. 1938 zog die Familie nach Prachatitz um, wo er seine Kindheit verbrachte – bis zu seinem neunten Lebensjahr. Am 12. Januar 1942 fiel sein Vater an der Ostfront nach dem Einschlag einer Panzerfaust, wo er bei Besedino auch gebraben ist. Aus Prachatitz und Christianberg (Křišťanov), wohin sie in der Kindheit in den Ferien fuhren, nahm der Zeitzeuge einige Erinnerungen mit. Er erinnert sich an die Bombardierung von einer Gruppe Flüchtlinge durch amerikanische Flugzeuge in Prachatitz und an die Existenz eines jüdischen Lagers und gefangene, ausgehungerte Leute auf dem Gelände einer Sporthalle unweit des Prachatitzer Bahnhofs. Er erlebte die Besetzung von Prachatitz durch amerikanische Soldaten, die Dosen mit Nahrungsmitteln und Schokolade ausgaben. Im Mai 1945 war er zur Erstkommunion in der Prachatitzer Kirche Sankt Jakobus, die vom deutschen Pfarrer im Geheimen durchgeführt wurde. Am 6. März 1946 wurde der zehnjährige Johann mit seiner Mutter und Schwester nach Deutschland vertrieben. Der Transport der „Viehwagons“ über Prag nach Furth im Wald spielte sich über nach Nacht ab, während des Tages stand der Zug. Er erinnert sich, dass einige ältere Leute während des Transports starben. In der Halle des Sammellagers Furth im Wald wurden alle desinfiziert und zu Gelegenheitsarbeiten umverteilt, mehrheitlich bei Bauern. Die Integration war nicht einfach, der Status eines Flüchtlings war weder in der Schule noch bei der Partnersuche von Vorteil. Johann ließ sich zum Tischler ausbilden und suchte aktiv Anschluss im gesellschaftlichen und öffentlichen Leben der Gemeinde Frauenstetten, wo er mit der Mutter lebte. Seit 1972 war er Mitglied des Gemeinderates von Frauenstetten, zudem gehörte er dem Kreistag von Dillingen für die CSU an. Die Tschechoslowakei besuchte er in den 80er Jahren das erste Mal und initiierte später eine Sammlung für den Wiederaufbau des Stift Tepl.