Was geschehen ist, ist geschehen. Wir müssen einander verzeihen.
Heinrich Böhm wurde am 26. Januar 1940 in dem heute nicht mehr existierenden Dorf Deutsch Reichenau (tschechisch Rychnůvek) im Bezirk Kaplice in der Vorkriegstschechoslowakei geboren. Seine Mutter war Hausfrau und kümmerte sich um die Kinder, und sein Vater arbeitete als Briefträger. Ab 1928 wohnten die Böhms in einer Untermiete in Rychnůvek, wo der aus Rosenthal (tschechisch Rožmital) stammende Vater als Briefträger arbeitete. Die Familie überlebte den Zweiten Weltkrieg ohne große Schwierigkeiten bis zum Kriegsende, als amerikanische Truppen durch Rychnůvek zogen, gefolgt von russischen Truppen. Mit letzteren gab es mehr Probleme, die Menschen hatten Angst vor ihnen. Nach Kriegsende wurde die Familie Böhm Zeuge der so genannten „wilden Vertreibung“ ihrer Nachbarn und nahm selbst zwei Frauen und Kinder auf, die aus Ungarn geflohen waren. Um der Zwangsumsiedlung zu entgehen, entschlossen sie sich schließlich, im Herbst 1945 zu Fuß mit wenigen Habseligkeiten und einem kleinen Jungen im Kinderwagen nach Österreich zu gehen, wo sie sich in Altenberg bei Linz niederließen. Nach sechs Jahren Aufenthalt erhielten die Böhms die österreichische Staatsbürgerschaft. Heinrich absolvierte eine Handelsschule und arbeitete als Verkäufer für Betriebseinrichtungen. In den sechziger Jahren beschlossen die Böhms, die Orte aufzusuchen, die sie 1945 verlassen hatten, aber es war ein großer Schock für sie, weil sie ihr Haus in Rychnůvek nicht finden konnten. Die gesamte Familie Böhm unterhält nach wie vor sehr aktive und herzliche Kontakte zu ihrer tschechischen Heimat, beteiligt sich am Gedenken an Rychnůvek, an der Entwicklung von Rožmital und Umgebung und wünscht sich, dass sich gute Beziehungen und gegenseitiges Verzeihen zwischen den beiden Ländern und auch in ganz Europa entwickeln.